Strukturen aufbrechen – das Ablenk-Argument

Eine interessante Technik im Laufe einer komplexeren Debatte ist es, durch verschärfte Forderungen vom ursprünglichen Ziel abzulenken und einen Konsens zu erzielen, der eigentlich keiner ist. Um ein Beispiel zu nennen: In der aktuellen Urheberrechtsdebatte tauchen Meldungen von Erhöhung der GEMA Gebühren oder von einer Erhöhung der Gebühren für Speichermedien auf. Wollte der Gegner ursprünglich die GEMA oder die Rohdatenträgergebühren abschaffen, kann er jetzt schon von Erfolg sprechen, wenn er die Erhöhung verhindert. Et voila… Eigentlich hat sich nichts geändert und die Erhöhung gibt es später immer noch…

Eine fantastische Technik: Der Arbeitnehmer fordert eine Lohnerhöhung, der Arbeitgeber verkündet eine Senkung und am Ende ändert sich nichts.

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Strukturen aufbrechen – Fraktionszwang

Fraktionszwang, so wie ich es verstehe, ist der Zwang alle Abgeordneten einer Fraktion zum Vertreten der gleichen Meinung. Soweit so gut. Auch die Piratenabgeordneten sollten dieser Art von Fraktionszwang unterliegen. Die interessante Frage aber ist, wie diese Meinung, die zu vertreten ist, zustande kommt.

Genau an dieser Stelle müssen sich die Piraten von den “etablierten” Parteien unterscheiden. Während der Fraktionszwang dort entweder durch Koalitionszwänge, durch Vorsitzendenmeinung oder fraktionsinterne Mehrheiten zustande kommt, muss die Meinung der Piratenfraktion auf der Basis beruhen.

Hierzu bedarf es Mechanismen, durch die die Meinung der Basis direkt und zuverlässig zu den Abgeordneten gelangen kann. Liquid Feedback ist in diesem Zusammenhang die einzig momentan verfügbare Alternative. Die Tatsache, dass nicht viele der gegenwärtigen Listenkandidaten der Piraten-SH Liquid Feedback nutzen, stimmt ernstlich bedenklich. Es heißt sicher nicht, dass es die einzige Alternative ist und die Datenschutzbedenken die in diesem Zusammenhang vorgebracht werden unbegründet oder unwichtig sind. Aber es heißt, meines Erachtens, das eine Abwägung erfolgen muss.

Ein Abgeordneter gibt in seiner Rolle einen Teil seiner persönlichen Freiheit auf – er hat Ihn aufzugeben! Das Grundinteresse der Partei an Transparenz und Nachvollziehbarkeit von Entscheidungen wiegt höher als das Recht auf persönlichen Datenschutz. Immerhin hat niemand den Abgeordneten gezwungen diese Rolle zu übernehmen. Wenn er sich damit nicht anfreunden kann, darf er gerne den Listenplatz aufgeben zu Gunsten geeigneterer Kandidaten!

Auch die Argumentation der im Grundgesetz verankerten Gewissensentscheidung, auf die sich dieser Tage Einige berufen, erscheint mir vorgeschoben. Zum Beispiel steht es für mich außer Frage, dass ich aus Gewissensgründen eine Kriegsteilnahme – unabhängig von egal welchem Basisbeschluss – niemals positiv unterstützen könnte. Das ist eine Gewissensentscheidung. Aber Fakt ist, dass die Entscheidungen, bei denen mein Gewissen einen Basisbeschluss ignorieren müsste, sehr wenige und sehr selten sind.

Also, Piraten: Ich bin für Fraktionszwang, aber basierend auf Zwang, der durch die Basis definiert wird und der sich deshalb von dem der etablierten Parteien unterscheidet.

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Strukturen aufbrechen – bezahlte Redner

Wie viel Ehrlichkeit ist in einer offenen politischen Diskussion, in der sich die Teilnehmer nicht offenbaren, sondern Andere für sich sprechen lassen?

Geld regiert die Welt. Vielen scheint leider bis heute nicht klar zu sein, dass es da draußen Interessensgruppen gibt, die mit viel Geld und Einfluss die Meinung bilden. Gekaufte Pseudoexperten (oder auch Echte, die sich dem Geld verschrieben haben) gibt es zu jedem Thema. Folge dem Geld und du verstehst.

Oder anders: “Meine letzte Forschungsarbeit wurde von der Firma [Atomstromproduzent] finanziert, meine Damen und Herren, und ich möchte Ihnen heute gerne erklären, dass und warum Kernenergie sicher ist!” – Dreistigkeit siegt, oder?

Die Suche nach den Financiers beginnt mit der Frage: Wer profitiert hiervon?

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Strukturen aufbrechen – Das Expertenwissen

Das Expertenwissen

Ich habe selbst eine unabhängige Zertifizierung für den Bereich der Computersicherheit. Eine international Anerkannte dazu; nicht so ein PC Kurs vom Arbeitsamt. Bin ich jetzt Experte?

Nun, ich glaube, dass ich so ungefähr weiß, wovon ich in meiner Domäne spreche, aber ich selbst würde mich trotz vieler Jahre Berufserfahrung nicht als Experte bezeichnen.

Die Lehre hier ist einfach: “Je größer die Insel des Wissens, desto länger die Küste der Verzweiflung.” (Hendrik von Känel). Als Erstes erkennt man, was man alles nicht weiß. Dann stellt man fest wie viele Lücken das Gedächtnis hat – es gibt keinen flüchtigeren Speicher! Zuletzt erkennt man, dass es neben der eigenen noch mindestens eine andere Meinung gibt, die sich zu Betrachten lohnt.

Wenn also all die gefühlten Experten voller Stolz Ihre Meinung zum Besten geben, so erkennt man schnell, dass dieses Expertenwissen von einem Menschen kommt – und Menschen machen Fehler. Schlimmer noch – viele dieser Experten fallen schlussendlich unter den Punkt “Der bezahlte Redner”…

Ach, und nur so neben bei:

Experten für gesunden Menschenverstand sind übrigens Mangelware.

 

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Strukturen aufbrechen – Das Finanzierbarkeitsargument

Schon mal aufgefallen?

Bevor eine Idee wirklich auf Ihren Sachverhalt und Ihren Sinn hin überprüft wird, wird ein “unfinanzierbar” oder rhetorisch geschickter ein “wie wollen Sie das Finanzieren” in den Raum gestellt.

Und schwupps – noch ehe es man bemerkt – ist man in einer Kostendebatte oder dem Kampf gegen die “kostenlos” Kultur gefangen!

Der ursprünglichen Idee wird eine Absage erteilt bevor sie überhaupt entstehen konnte. Wäre es nicht sinnvoller die Idee zu diskutieren und – wenn es dort zu einem Konsens kommt – die Finanzierbarkeit zu realisieren? Ein geht nicht gibt es dann nicht mehr – schon mal den Chef beobachtet, wenn er was haben wollte?

Übrigens folgt dieser Logik auch der alternativlose Sachzwang zum Finanzexperten zu werden um seine Idee überhaupt vermarkten zu können! Das ist der Grund, weshalb ich mich grundsätzlich nicht mehr auf diese Diskussionsebene begebe – stattdessen versuche ich dem Gegenüber diesen Zusammenhang zu verdeutlichen. An dieser Stelle wird man dann gerne als “realitätsfern” abgetan…

Die Finanzierbarkeit ist wichtig und verdient eine genaue und ehrliche Betrachtung. Aber in nachgestellter Ordnung – nicht als Argument zum Thema selbst. Schade, dass manchmal auch die Diskussionen innerhalb der Piraten leicht hierhin abzudriften scheinen, bevor noch der Parteikonsens festgestellt wurde.

 

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Strukturen aufbrechen – Simple Wahrheiten

Verkompliziert werden Dinge nur, damit wir sie nicht mehr verstehen. Damit Experten Experten sein können. Damit wir uns aus einem Thema heraushalten. Damit wir mir Respekt zu den Sprechern aufschauen. Damit wir uns unwissend vorkommen können…

Dabei lassen sich viele, viele Themen simplifizieren, wenn man dem gesunden Menschenverstand mehr zutrauen würde – und wenn man die Kernthesen als Kernthesen betrachtet.

Durch das Verkomplizieren wird häufig einfach die Lösung verhindert. Es ist eine Technik, die unbewusst oder bewusst betrieben wird, um den Status-quo zu halten. Es lohnt sich deshalb bei jedem Argument zu fragen: Gehört das wirklich hierhin oder kann man das auch getrennt betrachten?

 

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