(00) Allgemeine Betrachtungen

Warum ich von Coronaleugnern, Reichsbürgern, extremistischen Gläubigen und AfD-lern nichts lernen will…

Menschen haben Rollen
Ein Mensch, der als Coronaleugner, Reichsbürger, extremistischer Gläubiger, AfDler etc. unterwegs ist, mit dem will ich in dieser Rolle nichts zu tun haben. Er ist vermutlich längst in seinen Ansichten an einen Punkt geraten, bei dem eine inhaltiche Auseinandersetzung fruchtlos ist. Das heißt aber nicht, dass der Mensch nicht auch Interessen mit mir teilen kann. Er ist und bleibt Mensch und ich werde versuchen, ihm mit Respekt zu begegnen. Aber ich werde nicht zulassen, dass seine Ansichten unwidersprochen bleiben. Sie müssen erkennen, das sie nicht die Mehrheit darstellen und dass es andere Ansichten gibt.

Rethorik
Die Rethorik ist oft gespickt mit “Kampfbegriffen”, die sich aus verschiedenen Szenen vermischen. Da ist ist sich ein Coronaleugner oft nicht zu schade, von Zecken zu sprechen (Neonazi-Begriff für Antifa Aktivisten). Aber auch jemand, der von “rot-rot-grün-versifft” spricht, hat sich längst einer ergebnissoffenen Diskussion und der Bereitschaft, eigene Meinungen zu hinterfragen, entzogen.
Es wird im großen Stil verallgemeinert und sprachlich immer der Eindruck erweckt, man sei in der gesellschaftlichen Mehrheit. “Wir sind das Volk!”. Mit Vorliebe werden wissenschaftlich anerkannte Fakten mit Halb-Wahrheiten und auch mit totalem Unsinn vermischt und sehr steile Schlüsse gezogen, die einer genaueren Betrachtung selten Stand halten können. Gerade die Mischung aus echten Wahrheiten und falschen Schlüssen ist für mich der Grund, dass ich Probleme habe, argumentativ gegen diese Rethorik vorzugehen. Ebenso ist die ständige Ablenkung und Verknüpfung von unabhängigen Sachverhalten eine der gängigen Techniken.
Ergänzt wird diese Rethorik mit der Verhöhnung Anderer (besonderes Feindbild ist der (rot-grüne) Politiker), dem Betonen der eigenen Opferrolle (“man darf nicht alles sagen”, “brutal ausgegrenzt”), Beispielen, die nicht überprüfbar sind aber als Argument verwendet werden, und natürlich dem Argument, bereits erleuchtet zu sein (“Wie viele Fakten brauchst Du noch, um zu verstehen?”)…

Agressivität
Ich hatte vor wenigen Wochen eine eigentlich harmlose Diskussion mit einem Bekannten über die Pflege unserer Eltern, als er sich irgendwann wutentbrannt immer mehr in Allgemeinplätze über die Schuld der Regierung und die Unwissenheit der Menschen steigerte, so dass ich gezwungen war, fluchtartig den Raum zu verlassen. Soviel Hass, Unversöhnlichkeit habe ich nie zuvor erlebt. Das war reinste Kriegsrethorik und ich fürchte mich wirklich. Wenn es die Formulierung gibt “Ich habe das Böse gesehen”, so war diese Erfahrung nicht weit davon entfernt.

Ich frage mich, wie viele Menschen in meinem Bekanntenkreis sich inzwischen so radikalisiert haben. Ob es Einsamkeit ist, die schweren Coronazeiten, die eigene Hilflosigkeit, das Unverständnis über die da oben… Gründe gibt es leider viel zu viele. Und der Mensch tendiert zu den einfachen Antworten. Ich wünsche dem Bekannten, dass er wieder erkennt, dass es zwischen Schwarz und Weiss so viele Schattierungen gibt und kein Mensch Hass verdient.

 

Teaser
Dieser Text ist der Auftakt einer Reihe von “Allgemeinen Betrachtungen”, bei der ich ganz allgemein meine Sicht auf unterschiedliche Themen teilen will. Ob Demokratie, Medien, Grundrechte, Glauben, Gendern, Wissen, KI, Sprache, Klima… ich werde versuchen nichts auszulassen..

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