(06) – Glaube und Kirche

Aus der Reihe “Allgemeine Betrachtungen”

Ich glaube, dass die Erlösung im Wirken Jesu, seiner Auferstehung und seiner Liebe liegt. Ich bin davon überzeugt. Aber ich bin nicht als Gottes Rächer, sondern als sein Kind auf Erden – so wie jeder andere. Er gibt mir eine Chance, seine Liebe anzunehmen und Ihm aus freiem Willen zu folgen. Und es ist meine Absicht, das zu tun und ich versuche mit Nächstenliebe und Vergebung zu agieren. Und genau deshalb steht es mir nicht zu über Andere zu urteilen.

Ich persönlich bin mit einigen gottlosen Dingen auf unserer Welt nicht einverstanden, aber ich nehme sie hin, in dem Wissen, dass der Herr der Richter ist. Homosexuell oder nicht – Gottes Kind ist Gottes Kind. Warum wir Menschen tun was wir tun ist unser freier Wille, der von Gott akzeptiert wird. Und wie ein gerechter Vater wird er uns mit den Konsequenzen unseres Wirkens konfrontieren – aber uns nie aufhören zu lieben. Die Hölle erlebt, wer sich vollständig und endgültig bereits zu Lebzeiten abwendet.

Beim Thema Abtreibung habe ich nie eine endgültige Position für mich entwickeln können, denn das Werk des Herrn ist unantastbar – beide, werdende Mutter und Embryo sind sein Werk. Das frau das eigene Vergnügen über das Leben stellt, kann ich einfach nicht nachvollziehen, das Leid einer vergewaltigten Frau allerdings sehr wohl. Ich kann nicht richten und will es auch nicht. Mit Sicherheit aber sollte das Leben einen sehr sehr hohen Stellenwert haben.

Und zum Thema Kircheninstitution: Kirche ist nicht Glaube, sondern der Versuch dem Glauben einen Rahmen, ein Konstrukt zu geben. Das – so zeigt die Vergangenheit – ist nicht immer in Einklang mit den Lehren Christi zu bringen. All das Leid, dass “Kirchenmänner” über ihre Opfer brachten – durch Mißbrauch, Unterjochung, Kreuzzüge und andere Worte und Taten, wird vom Herrn gesehen und gerichtet werden.

Die Kirche braucht Glaubwürdigkeit und Ehrlichkeit. Genau das hat sie in den letzten Jahren durch Veschleierung, Verzögerung und Abwiegelung verspielt. Jedoch muss man ihr auch zugestehen, das sie aus ihrer Position heraus nur bedingt anders handeln kann. Zumindest kann sie nicht all Ihre Wiedergutmachungsaktivitäten detailliert veröffentlichen, denn das würde neues Leid bei den Opfern verursachen. In der öffentlichen Diskussion herrscht deshalb einiges an Halbwissen und es werden viele Dinge zusammen geschmissen – das macht es schwierig, einzelne Aspekte genau zu verstehen und zu beurteilen. Und auch der Synodale Weg scheint ein Einsamer zu werden, denn in Rom werden die Dinge anders gesehen.

Aber die Kirche ist auch einer der wichtigsten Träger unseres Sozialstaats und alle die eine Abschaffung fordern, sollten sich die Frage stellen, wie es denn sonst mit den Armen und Hilfsbedürftigen unserer Gemeinschaft weiter gehen soll. Wenn man diese Frage nicht beantworten kann, nimmt man das Leid anderer in Kauf – und ist damit selbst keinen Deut besser. Zumindest wenn man austritt, sollte man vielleicht darüber nachdenken einen Dauerauftrag in Höhe des Kirchenbeitrags an das Rote Kreuz zu spenden? Das wäre konsequent und verdient meinen Respekt. Oder ist man vielleicht doch auch aus Geiz ausgetreten?

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