Strukturen aufbrechen – Privatsphäre

Privacy – Privatsphäre ist ein interessantes Konzept. Es umfasst sowohl die digitale als auch die analoge Welt. Jeder beruft sich das eine oder andere Mal darauf. Grundsätzlich erlaube ich mir die gewerbliche Nutzung privater digitaler Daten momentan auszuklammern, weise aber vorsorglich darauf hin, dass in diesem Zusammenhang Privatsphäre gesondert betrachtet werden sollte.

Im Allgemeinen beobachte ich 3 Personengruppen:

  1. Der kompromisslose Verfechter der Privatsphäre versucht um jeden Preis sich und die Informationen über sich vertraulich zu halten. Er hat Berichte über Missbrauch gehört und/oder eigene schlechte Erfahrungen gemacht, die Ihm immer wieder Bestätigung für seine Position liefern. Er agiert in vielen Bereichen des modernen technisch-integrierten Lebens als Totalverweigerer. Interessant ist es aber, dass der Verfechter durchaus lautstark für Transparenz eintreten kann – was sich übrigens auch nicht widersprechen muss.
  2. Der Ich-habe-nichts-zu-verbergen Mensch ist jemand, der sich mit dem Thema nicht wirklich auseinandersetzen will. Er hat häufig genug bereits aufgegeben zu verstehen, was alles mit seinen Daten passiert. Er ist Mitglied in den Clubs, die Daten im Austausch mit Belohnungen sammeln. Die größte Gefahr, die von diesen Menschen ausgeht, ist die, dass sie auch mit den Daten anderer Personen (Familie, Freunde, Nachbarn etc.) genauso offen umgehen. Im Internet zum Beispiel sind das die Optionen einem Freund den Artikel zu schicken oder eine SMS – denn so werden dann Informationen über Andere gesammelt, OHNE dass diese Widersprechen könnten.
  3.  Der Pragmatiker, der verstanden hat, dass er besser versucht die Daten, die über Ihn im Umlauf sind zu beschränken und einen eigenen Anspruch darauf erhebt, diese zu kontrollieren. Er wägt in jedem Einzelfall ab, welche Daten er wann, wem und warum weitergibt. Ein Beispiel hierzu ist mir gerade auf der Fahrt zur Cisco Expo aufgefallen: Ich wurde angesprochen, ob ich im Auftrage der Bahn an einer Umfrage teilnehmen möchte. Ja, habe ich gesagt. Die nächste Frage war dann die nach meinem Fahrschein. Ich fragte, warum? Damit er die Fahrtstecke erfassen könnte. Ich sagte, auf meinem Fahrschein sind auch persönliche Daten – ich fahre von Hamburg nach Berlin, ob das nicht reiche? Hierauf drehte sich der Umfragende um und zog von dannen. Natürlich nicht ohne zu erwähnen, dass das ja für Ihn Zeitverschwendung sei…

Ein jeder muss selbst entscheiden können, wie viele Informationen er von sich wo und wann veröffentlicht. Das verstehe ich unter Privatsphäre.

Aber es ist unabdingbar, dass jeder ebenso erkennt, dass je nach dem welches Ziel er erreichen möchte, er Teile seiner Privatsphäre aufgeben muss – schon mal versucht ein Konto zu eröffnen ohne Personalausweis?

Und nun, liebe Piraten, kommt der Knackpunkt: Genauso, wie jeder entscheiden kann, welche Daten er wo und wie publik macht, können wir als Team entscheiden, welche und wie viele Daten wir im Sinne der Transparenz und im Sinne unserer Politikvorstellungen brauchen und erwarten.

Und wie wir in unserer Partei mit Politkern umgehen, die erwarten, dass man Ihnen vertraut aber nicht bereit sind das bestehende Politiksystem nachhaltig und grundsätzlich zu ändern. Stattdessen berufen sie sich in jedem Punkt auf Datenschutz und Privatsphäre. Und das auch noch indem sie behaupten die Basisdemokratie mit Mitteln der alten Parteien realisiert zu haben.

Ich bin lang genug vertröstet wurden mit „Vertraut mir…“.

Ich bin unter anderem wegen meines Misstrauens in die bestehenden Mechanismen der Politik und der fehlenden Bereitschaft zur Transparenz unserer gewählten Mandatsträger Pirat geworden.

Grundsätzlich traue ich jedem. Ich vertraue aber nur den Menschen, die mich auf lange Zeit von Ihrer Ehrhaftigkeit überzeugten.

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