Auf dem Weg zur Arbeit höre ich manchmal NDR-Info. Der Radiosender überrascht mich oft mit Politiker- und Verwaltungsstatements, die in den Nebensätzen noch viel verrückter klingen, als sich das ein Volker Pispers vorstellen könnte.
So schaffte es heute Morgen eine Anfrage der Linken zur Arbeitssituation in Deutschland in die Nachrichten. 2.6 Millionen Deutsche päppeln Ihr Gehalt durch einen Zweitjob auf. Die offensichtliche Ursache: Das Gehalt aus der Vollbeschäftigung reicht nicht zur Deckung der Lebenshaltungskosten.
Spannend wurde diese Nachricht dann circa eine Stunde später, als die Bundesanstalt für Arbeit hierzu Stellung nahm. Es sei nicht geklärt, warum diese Menschen einen Zweitjob hätten, vermutlich sei Ihre erhöhte Konsumlust schuld.
Nun war ich gerade auf der Autobahn unterwegs und zum Glück ein Parkplatz 200m voraus. Ich schaffte es noch, mein – mal wieder zickiges – Auto dorthin zu lenken und sicher zu parken. Danach musste ich mir die Tränen aus den Augen reiben. Woher diese kamen? Vom Lachen über solchen neo-liberalen Schwachsinn. Vom Mitleid für die verblendeten Texter der BfA und von der Traurigkeit, dass Menschen so einfach in ein auf Leistung und Konsum beschränktes Werte- und Weltbild reduziert werden.
Als Alleinverdiener mit Frau und 2 Kindern, der täglich 80km (eine Stecke) zur Arbeit fährt, weiß ich, wie eng das mit dem Geld ist. Wir wohnen noch dazu auf dem (erweiterten) Land, so dass wir auf 2 Autos zwingend angewiesen sind. Was am Ende des Monats übrig bleibt, ist nicht viel. Reparaturen oder andere ungeplante Ausgaben bereiten uns schon manchmal Sorgen.
Wenn also jetzt die BfA von gestiegener Konsumlust redet, verkennt sie VÖLLIG, dass die Grundbedürfnisse des Menschen nicht aus teuren Klamotten, Restaurantbesuchen und Urlaubsreisen in die Malediven bestehen, sondern aus der Notwendigkeit Miete, Gas, Wasser, Strom, Essen und Transport zu finanzieren. Diese Kosten als gesteigerte Konsumlust (natürlich mit der neoliberalen Implikation, jeder sei seines Glückes Schmied) zu titulieren ist eigentlich eine Frechheit.
Das ist ein weiteres Beispiel für die Notwendigkeit eines bedingungslosen Grundeinkommens. Die Piraten fordern es! Deshalb am 22. September – Piraten wählen!