BTW: Warum ich?

So. Wir haben uns jetzt doch entschieden. Wir, das sind meine Frau Anke und ich. Wir haben uns entschieden, dass ich für mich um einen Listenplatz zur Bundestagswahl bewerbe. Aber warum?

Es gibt mehrere Gründe und ich möchte sie hier auflisten:

  1. Ich weiß, dass die Idee der Piraten richtig ist
  2. Ich möchte meiner Stimme mehr Reichweite geben
  3. Ich bin überzeugt, dass ich Dinge ändern kann
  4. Ich habe den Rückhalt meiner Familie
  5. Ich glaube daran, dass wir gemeinsam die Welt verändern können
  6. Ich will sicher stellen, dass die Piraten nicht zu einer Partei verkommen

Zu 1) (Ich weiß, dass die Idee der Piraten richtig ist)

Die Idee der Piraten verstehe ich wie folgt: Piraten fördern und fordern Menschen, die sich nicht mit dem Mainstream anfreunden können. Menschen, die mit dem Begriff der “Alternativlosigkeit” nicht einverstanden sind. Menschen, die erkannt haben, dass die gesellschaftlich etablierte Verbindung von Mensch und Erwerbsarbeit, nicht endgültig sein kann.

Ich habe mal den Satz gehört, dass die Piraten eine Bewegung sind, die wenn sie erfolgreich ist, sich selbst überflüssig macht. Daran glaube ich. Wenn eines Tages Parlamente nicht von Parteien beherrscht, sondern von Themenverbünden variabel organisiert werden, es keinen Fraktionszwang und keine lebenslangen Berufspolitiker mehr gibt, werden wir unsere Gesellschaft wieder frei selbst gestalten können.

Zu 2) (Ich möchte meiner Stimme mehr Reichweite geben)

Meckern kann jeder, besser machen ist die Herausforderung. Natürlich sind meine Ziele auch im Kleinen, in der Lokalpolitik anwendbar und notwendig. Aber ich glaube, dass es einige Änderungen an der Spitze und in der auswuchernden Komplexität der Gesetze geben muss, damit wir die Arbeit der Piraten an der Basis auch auf Bundesebene unterstützen können. Und das will ich aktiv angehen.

Zu 3) (Ich bin überzeugt, dass ich Dinge ändern kann)

Ihr findet in diesem Blog einige kleinere Artikel zum Thema “Meine Ziele”. Diese sind zum Beispiel Vertrauen in die Politik wieder herzustellen, Sprache zu verändern, das Business mit dem Business neu auszurichten und den Servicegedanken zu etablieren. Das sind relativ konkrete Forderungen von Dingen, bei denen ich glaube, dass wir sie tatsächlich ändern können. Ich will das Sprachrohr für diese Dinge werden und freue mich darauf, Menschen nicht zu überreden, sondern zum Nachdenken anzuregen und von unseren Ideen zu überzeugen.

Zu 4) (Ich habe den Rückhalt meiner Familie)

Ich habe vor 10 Jahren geheiratet und bin Vater von 2 Kindern im Vorschulalter. Beruflich arbeite ich in einem multinationalen Konzern auf europäischer Ebene. Ich bin dort zuständig für die Computernetzwerke, die IT Sicherheit und bin vor kurzem auch zum Datenschutzbeauftragten ernannt worden. Beruflich reise ich immer wieder mal durch Europa und manchmal auch in den USA. Meine Familie unterstützt das. Ohne die grundsätzliche Zustimmung meiner Familie würde ich das Ganze nicht machen. In den Bundestag einzuziehen heißt zwar durchaus auch mehr Geld zu verdienen, aber es heißt vor allem meine Familie noch häufiger alleine lassen zu müssen.
Ich bin und bleibe ein „Überzeugungstäter“. Ich tue wenig aus Berechnung, aber das Meiste aus Überzeugung.

Zu 5) (Ich glaube daran, dass wir gemeinsam die Welt verändern können)

Es geht nicht alleine. Das erfahren in diesen Tagen viele Piraten, die sich in Einzelinitiativen verrennen. Ein Team braucht Menschlichkeit, Anstand und Respekt und ein GEMEINSAMES Ziel. Ich habe viele tolle Menschen bei den Piraten kennen gelernt. Menschen, bei denen ich innerlich eigentlich eine Schublade offen hatte, um sie abzulegen, die mich aber leicht davon überzeugen konnten, dass es die falsche Schublade war.
Uns alle eint der Wunsch (oder gar die Vision) unsere Welt nachhaltig zu ändern. Wir wollen dem Lobbyismus und der Kaltherzigkeit unserer Zeit, durch Offenheit und Verständnis entgegen treten. Die Piraten stellen nicht das Geld über den Menschen und akzeptieren keine Ausgrenzung. Das ist es, was wir gemeinsam einbringen.

Zu 6) (Ich will sicher stellen, dass die Piraten nicht zu einer Partei verkommen)

Parteien, so wie ich sie definiere, tun Dinge von denen sie nicht überzeugt sind. Sie tun diese Dinge, weil sie glauben, sich so eine Machtposition zu erhalten oder zu erlangen. Sie tun diese Dinge, weil sie nicht für Ideale eintreten, sondern Ihnen die Frage nach der Wiederwahl wichtiger ist. Und sie tun diese Dinge, weil’s einfach mehr Vergünstigungen von den allgegenwärtigen Lobbyisten gibt.
Das will ich nicht und ich weiß, wir wollen das nicht.

Wer jetzt eigentlich eine Auflistung erwartet hat, wie ich zu welchem Thema stehe:

Ich erkenne schnell Zusammenhänge und habe eine gute Auffassungsgabe. Ich habe keine Angst mich in ein Thema einzuarbeiten, wenn es nötig ist. Aber ich bezeichne mich bestimmt nicht als Experte. Ich bin Allrounder, kein Spezialist.

OK, ich bin nicht ganz unerfahren in den Bereichen IT Sicherheit. Ich besitze die weltweit höchst-respektierte Zertifizierung in diesem Bereich, den Titel CISSP. Aber trotzdem bin ich bestimmt kein Experte.
Ich habe früher auch mal Jugendfreizeiten geleitet, im Kinderhort gearbeitet und bei Praktiker Fliesen verkauft. Ich war Pfadfinder und kurz bei der KJG. Ich war arbeitslos und habe kein Abitur. Ich bin Industriekaufmann und hab‘ beim DRK geholfen. Ich mag Sport und spiele Tischtennis.

Doch die größte Erfüllung empfinde ich in dem Versuch Anke meine Liebe entgegen zu bringen und meinen Kindern die Welt zu erklären. Eine Welt, in der auch der Glaube an Gott und das Gute im Menschen immer wieder erkannt werden müssen.

Ich finde, das freie Mandat darf KEINEM Abgeordneten das Recht geben, seine Aussagen nach eigenem Gutdünken neu auszulegen, wenn es zur Abstimmung kommt. Ein Abgeordneter ist nur seinem Gewissen verpflichtet. Das ist Fakt. Es ist aber auch Tatsache, dass mein Gewissen mich verpflichtet, mich selbst als Sprachrohr der Basis zu betrachten. Der Wille der Basis ist ein so gewichtiges Argument; er sollte immer Vorrang haben.

PS:
In früheren Versionen war der Text anders, er entwickelt sich weiter.

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Wir haben zu viele Piraten bei den Piraten die nicht Piraten sondern Piraten sind.

(Auf Basis dieser Twitter Nachricht von mir hatte ich heute eine nette Diskussion über Ihre Aussage. Ich wurde gebeten hierüber zu bloggen…)

Wir haben zu viele Piraten bei den Piraten die nicht Piraten sondern Piraten sind.

Vorweg:

Der Satz ist nicht widersprüchlich, da er sehr von der individuellen Definition des Begriffs “Piraten” abhängt. Er spielt mit der Tatsache, dass “Pirat” zu sein, viele Menschen unter einem Begriff vereint, die vielleicht nichts gemeinsam haben. Oder eben doch etwas?

Begrifflichkeiten:

Natürlich lassen sich Gemeinsamkeiten unter Oberbegriffen sammeln. Bürgerrechte, Transparenz, Datenschutz, Selbstbestimmtheit, Wirtschaftspolitik, Netzpolitik, Menschenrechte, Teilhabe etc… oder noch universeller mit Begriffen wie Menschlichkeit, Respekt, Freiheit und Würde. …

Ein kleiner Exkurs:

Es gibt da noch mindestens zwei Gruppen von Piraten:

  1. Menschen, die primär auf Außenwirkung und Eigendarstellung (bedingt ja einander) bedacht sind. Ein Maßstab, der zwangsweise durch das Umfeld bestimmt wird und deshalb niemals einem Menschen selbst zugeordnet werden kann. Ein Maßstab, der in einem eigenen Wertebild meines Erachtens nichts verloren hat.
  2.  Menschen, die überwiegend monetäre Argumente finden und gebrauchen. Ihr Wertebild ist vom Geld gesteuert und läßt sich nicht vom Geld getrennt betrachten.

Mindestens diese beide Gruppen eint die Erkenntnis, dass nur Ihre Sichtweise gültig sein kann, deshalb möchte ich diese Menschen und Ihr Problem in diesem Text außen vorlassen.

Zurück zu den Begriffen:

Das Problem mit den Piraten bei den Piraten die nicht Piraten sondern Piraten sind, ist darin begründet, wie jeder einzelne Pirat diese Begriffe für sich wertet, wenn sie in einen Konflikt zueinander kommen. Wir entscheiden also basierend auf unserem „Gewissen“ welchem dieser Begriffe wir in einer akuten Situation mehr Bedeutung beimessen.

Beispiele:

  • Menschlichkeit steht manchmal im Gegensatz zur Wirtschafts- oder Sozialpolitik
  • Datenschutz steht manchmal im Gegensatz zu Transparenz
  • Teilhabe steht manchmal im Gegensatz zur Freiheit bzw. Selbstbestimmtheit
  • Respekt steht manchmal in Gegensatz zum aggressiven Diskurs – dem Recht auf Meinungsfreiheit.
  • Und so weiter.

Aus dieser Erkenntnis folgt (in meiner Logik):

  • Es gibt Piraten, die sich ausschließlich über die Arbeit an dem einen oder anderen Begriff definieren.
  • Es gibt Piraten, die Respekt für unwichtig halten, weil sie die Meinungsfreiheit für sich in Anspruch nehmen.
  • Es gibt Piraten, deren Selbstüberschätzung und fehlende Kritikfähigkeit eine Gefahr für sich und andere sein könnten.
  • Es gibt Piraten, bei denen selten ein Gedanke über diese Begriffe das Gehirn gestreift hat – sie glauben sich in direkten lokalen Problemen perfekt aufgehoben.
  • Es gibt Piraten, deren Kinderstube eine weitere Kommunikation nachhaltig erschwert.

Ich hoffe, dass diese Überlegungen helfen, das Problem mir den Piraten bei den Piraten die nicht Piraten sondern Piraten sind, deutlicher zu erkennen.

Langfristig ergeben sich für mich momentan nur zwei Möglichkeiten:

a)      Eine Selbstverpflichtung auf einen Piratenkodex, der ein Wertebild und eine Reihenfolge der Begriffe definiert. Idealerweise in der Satzung fixiert. (Ansätze gab es ja!)

b)      Die Bereitschaft sich mit dem Chaos zu arrangieren und damit vielleicht auch ein Absinken in die Beliebigkeit der Parteienlandschaft als alternativlos hinzunehmen.

Es gibt bestimmt noch andere Möglichkeiten – ich bin nicht so anmaßend zu glauben, dass ich die Wahrheit besitze. Ich bin weder Wissenschaftler, noch Experte. Ich kann deshalb nur aus meinem Horizont heraus sprechen und empfehle Euch meine Meinung nicht unreflektiert zu übernehmen.

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Euphorische Frustration

Heute haben wir die #idp13 Kundgebung in Kiel abgehalten. Mit ca. 20 Piraten aus ganz Schleswig-Holstein mit seinen mehr als 1000 Mitgliedern.

2013-02-23 12.50.28

Für mich ist es nun an der Zeit ein Fazit zu ziehen:

#flausch

  • Susanne, Svenja, Frank und Jens haben im Vorfeld großartige Arbeit geleistet
  • Zwei MdL (Patrick und Wolfgang) waren dabei
  • Alle die Piraten, die gekommen sind

#fail

  • Ausser Patrick Breyer hielt es kein möchte-gern Bundestagskandidat für notwendig Präsenz zu zeigen
  • Ich habe viele, viele Gründe gehört, warum man nicht teilnehmen kann. Angefangen von Krankheit, über Familienbesuch bis hin zu wichtigen politischen Veranstaltungen. Ich kann darüber nicht urteilen. Für mich bleibt aber die Frage, was ist einem wirklich wichtig?

#megafail

  • Das Außenstehende nicht mitmachen (könnten), ok. Aber Piraten?
    Seid Ihr tatsächlich schon so angepasst?
    Habt Ihr Außenwirkungsfanatiker diese bedacht?
    Ich kann über Eure Inkonsequenz nur noch lachen…

Euphorische Frustration:

Ich bin euphorisch, denn wir haben bewiesen, dass wir zusammen etwas auf die Beine stellen können. Ich bin frustriert, da es die Piraten entzweit, statt sie zusammen zu bringen. Meine Stimme bekommen NUR noch Piraten, die bereit sind, sich auch für alle Menschen einzusetzen und für unsere Themen auf die Straße zu gehen. Es gibt bestimmt noch die eine oder andere Möglichkeit dazu…

Ich verweise da mal gerne auf einen Song von 1992 in kölsch:
[..]

Wie wöhr‘t, wenn du ding Ideale
langsam ens vertredde dääts?
Oder will du em Ähnz drop waade,
dat dat irjendeiner für dich mäht?

Refr.:
Wie wöhr et, wemmer selver jet däät,
wemmer die Zäng ens ussenander kräät?
Wenn mir dä Arsch nit huhkrieje,
ess et eines Daachs zo spät.

[aus Arsch huh, Zäng ussenander, BAP]

(Auf “normal” deutsch:

Wie wäre es, wenn Du Deine Ideale
langsam mal vertreten würdest?
Oder willst du immer darauf warten,
dass das irgendeiner für Dich macht?

Wie wäre es, wenn man selbst was tut,
wenn man die Zähne auseinander kriegt?
Wer wir den Arsch nicht hoch kriegen,
ist es eines Tages zu spät.

)

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Mein Ziele: Den Servicegedanken etablieren

Der Bürger wird oft als notwendiges Übel empfunden. Er verlangsamt, stört und belästigt die geordnete Welt eines durchschnittlichen Verwaltungsbeamten. Durch viele Gesetze, Erlasse und Vorschriften hat sich der Staat große Mühe gegeben diesem Übel durch Formalitäten, Restriktionen und Kosten zu begegnen.

Der Staat, bis hinunter in jede kleine Verwaltungseinheit, muß sich als Dienstleister am Bürger verstehen. Er ist Monopolist, und die Wirtschaft zeigt deutlich genug, dass Monopolisten zur Selbstbeschäftigung neigen, da sie nicht im Wettbewerb stehen.

Was kann man tun?

  • Dienstleistungen des Staats am Bürger sollten kostenlos sein. Zum Beispiel auch die Neubeschaffung von Papieren.
  • Der Staat hat jederzeit für ausreichend Personal zu sorgen, um Anliegen deiner Kunden schnell und korrekt zu beantworten.
  • Zielvorgaben und Zufriedenheitsumfragen sollten ein regelmäßiges Mittel im Bereich der Mitarbeiterentwicklung werden.
  • Ich persönlich halte die digitale Signatur für überfällig. Kostenlos ausgegeben von einem staatlichen Trustcenter, als Zertifikat auf dem Personalausweis gespeichert, dessen einzige Aufgabe es ist, die Authentizität digitaler Transaktionen zu gewährleisten.
  • Ich habe mal von einer alten Kienbaum&Partner Studie gehört, die den Staat sogar noch dann profitabel arbeiten ließe, wenn er auch zum Beispiel Eintritte in Museen kostenlos ermöglichen würde. Das Geld ist da, es wird “nur” falsch verteilt.
  • Alle von Staatsbediensteten oder im Staatauftrag erstellten Werke haben kostenlos zu sein. Der Bürger hat bereits bezahlt.

PS:
Ich nutze mehrfach das Wort kostenlos. Mit “Kostenloskultur” hat das Ganze aber wenig zu tun – es sei denn, sie zahlen keine Steuern und halten nichts vom Solidaritätsgedanken.

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