Supergrundrecht auf Meinungsfreiheit

Ursachenforschung

Die aktuelle Situation in Deutschland, in Europa, – mit Pegida und Terror – empfinde ich als sehr beängstigend. Noch beängstigender finde ich es aber, dass niemand über die tieferliegenden Ursachen schreibt. Und angefangen hat das Ganze schon vor einiger Zeit. Mit der Injektion eines neoliberalen, menschenverachtenden, egozentrischen Weltbilds in unsere Gesellschaft. Dieses hat den Gedanken einer Gemeinschaft nachhaltig verdrängt.

Dieser Verdrängungsprozess hat eine falsch verstandene Toleranz geschürt. Er hat uns die Freiheit (des Unternehmers) als wichtigstes Gut der westlichen Kultur verkauft. Er hat menschliche Werte und Verhaltensmuster einer humanistischen Aufklärungsideologik unterworfen.

Doch gerade wenn es um die Mohamed-Karikaturen, Tanzverbot-Freitage, um die Verspottung der Christen und andere, ähnliche Dinge geht, habe ich ein Problem:

Meinungsfreiheit

Nur durch die Meinungsfreiheit, durch das Recht auf eine eigene Meinung, ist es möglich auch geistige Freiheit zu gewährleisten. Deshalb werde ich fast immer und fast jederzeit für die Meinungsfreiheit eintreten.

Doch Meinungsfreiheit um jeden Preis kommt dem Supergrundrecht auf Sicherheit gleich. Diese Forderung verkennt, dass es andere Grundrechte gibt, beziehungsweise ordnet die Meinungsfreiheit ihnen unter.

Für mich kann es nur ein Supergrundrecht geben:

Das Recht auf Menschlichkeit

Der Schrei nach Meinungsfreiheit kommt meines Erachtens am Lautesten von den Egoisten (die sich selbst vermutlich nicht so bezeichnen würden). Menschen, die in einer Gesellschaft aufwachsen, in der das eigene Recht wichtiger ist als das Recht des Gegenüber. Menschen, die zu schnell fahren und sich zunächst bei der Polizei beschweren, warum das andere Auto nicht angehalten wurde.

Menschen, die nicht mehr erkennen, dass die Regeln einer Gesellschaft dem Zusammenleben und nicht primär dem eigenen Wohlergehen dienen.

Regeln des Zusammenlebens

Meines Erachtens ist das Verspotten und Verhöhnen anderer nicht unbedingt durch die Meinungsfreiheit gedeckt.

Und genau an dieser Stelle greifen auch Gesetze, die eben der Meinungsfreiheit auch Grenzen aufzeigen:

§ 166 StGB (Strafgesetzbuch)
Beschimpfung von Bekenntnissen, Religionsgesellschaften und Weltanschauungsvereinigungen

(1) Wer öffentlich oder durch Verbreiten von Schriften (§ 11 Abs. 3) den Inhalt des religiösen oder weltanschaulichen Bekenntnisses anderer in einer Weise beschimpft, die geeignet ist, den öffentlichen Frieden zu stören, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.

(2) Ebenso wird bestraft, wer öffentlich oder durch Verbreiten von Schriften (§ 11 Abs. 3) eine im Inland bestehende Kirche oder andere Religionsgesellschaft oder Weltanschauungsvereinigung, ihre Einrichtungen oder Gebräuche in einer Weise beschimpft, die geeignet ist, den öffentlichen Frieden zu stören.

Meines Erachtens ist der Sinn dieses Paragraphen nicht, die Meinungsfreiheit zu verbieten, sondern Grundwerte von einem Teil der Menschen in unserer Gemeinschaft zu schützen.

Ich fordere deshalb nicht seine Abschaffung, sondern seine konsequentere Umsetzung – und ggf Erweiterung. Schade allerdings, dass es solche Paragraphen zu brauchen scheint.

Was ich vermutlich nie verstehen werde:

Warum beleidigt /verhöhnt eigentlich jemand einen anderen Glauben? Was will er/sie damit erreichen? Ist es sein Glaube, dass alle anderen Ansichten bekämpft werden müssen? Wie ist es um Grundwerte wie Menschlichkeit, Toleranz und Respekt bei diesen Menschen bestellt?

Mir drängt sich folgender Eindruck auf:  Menschen, die keinen eigenen Wertekanon haben, tun sich auch schwerer zu verstehen, wie es ist, wenn man den Wertekanon anderer verletzt.

Es kann doch nicht wirklich ein menschenwürdiges Ziel sein, anderen Glauben zu diffamieren!

Die Piraten fordern zwar einerseits einiges an Freiheit – genauso wie die deutlichere Trennung von Kirche und Staat – aber aus Ihrem Grundsatzprogramm wird auch eine Gesellschaftsordnung deutlich, die von der Gemeinschaft ALLER getragen werden soll.

Merke: Das geht nicht ohne Menschlichkeit, Respekt und Toleranz.

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GASTBEITAG: Piratenbraut

Lieber Leser,

die Wahl ist gelaufen, die Piraten haben den Einzug in den Bundestag nicht geschafft – und nun ist es Zeit für meinen ganz persönlichen Rückblick auf den Wahlkampf.

Ich glaube, es war Anfang des Jahres, als mein Mann mich fragte, ob ich damit einverstanden sei, dass er für die Piraten für den Bundestag kandidiert. Ich habe mir die Entscheidung nicht leicht gemacht und sehr lange darüber nachgedacht, bevor ich im März mein Einverständnis gab. Allerdings knüpfte ich daran eine Bedingung: Wenn ich merke, dass die Kinder darunter leiden, ist Schluss.

Oli kandidierte, wurde auf Listenplatz 2 gewählt und war natürlich mächtig stolz! Ich auch, das gebe ich gern zu.

Während des Wahlkampfes zur Kommunal- und Kreistagswahl im Frühjahr brachte Oli sich schon sehr in den Wahlkampf ein. Er war viel unterwegs, hat Infostände organisiert und bemannt, geflyert, Plakate aufgehängt, war fast jeden Abend im Mumble, jede Woche zum Stammtisch … es war eine anstrengende Zeit, aber es war zu meistern, auch für die Kinder und mich.

Diesen Sommer wurde es nun Ernst: Der Wahlkampf zur Bundestagswahl ging in die heiße Phase. Oli war unheimlich viel unterwegs. Abends war er so gut wie gar nicht mehr zu Hause und auch an den Wochenenden war er sehr viel unterwegs, immer im Auftrag der Piraten. Oli kümmerte sich um alles: Infostände organisieren, flyern, Kaperbriefe in Briefkästen stecken, Plakate aufhängen (und heute wieder abhängen), kaputte Plakate austauschen, Presseanfragen beantworten, Wahlprüfsteine mitschreiben, in der Woche vor der Wahl Aufkleber für die Zweitstimmenkampagne organisieren und auf die Plakate kleben, Podiumsdiskussionen, Stammtische, Kryptopartys … die Liste ließe sich noch nahezu endlos fortsetzen.

Seit Mitte August hat er Urlaub – wenn man das denn Urlaub nennen kann. Er hatte fast jeden Tag mindestens einen Termin, war außer Haus oder saß an seinem Schreibtisch im Mumble, immer bis tief in die Nacht. Wenn er mal um Mitternacht ins Bett kam, war das früh. Ich habe mit angesehen, dass er immer müder wurde und immer älter aussah, und ich fing an, mir Sorgen zu machen.

Während all dieser Wochen war ich quasi alleinerziehend mit zwei kleinen Kindern. Unser großer Sohn hat in diesem Sommer seine Schulkarriere begonnen, unser kleiner geht in den Kindergarten. Alles, was mit Kindern, Haushalt, Garten zusammenhing, war bei mir – von morgens um 6, wenn wir aufstanden, bis abends um 8, halb 9, wenn der letzte Zwerg endlich einschlief. Wenn unsere Kinder es nicht gewohnt wären, dass ich tagsüber mal auf dem Sofa sitze und Handarbeiten mache, hätte ich nicht mal diesen Ausgleich gehabt.

Ja, ich hätte Oli auch gern noch aktiv unterstützt, aber mit Kindern geht das einfach nicht. Ende August war ich fix und fertig und hätte am liebsten das Handtuch geschmissen. Doch da war das Ende in Sicht, und dieses Licht am Ende des Tunnels gab mir Kraft, durchzuhalten. Und auch unseren Kindern, vor allem dem Großen, gab es Kraft. Wir alle fieberten dem 22. September entgegen.

Die ganze Zeit über war ich Realist genug, um zu wissen, dass die Piraten die 5%-Hürde nicht schaffen würden. Trotzdem habe ich Oli all den Freiraum gelassen, den er für den Wahlkampf brauchte, damit er sich hinterher keiner Vorwürfe machen konnte im Sinne von: „Wenn ich noch das-und-das hätte machen können, dann …“.

Der 22. September war gestern und die Piraten haben bundesweit 2,2% bekommen und damit den Einzug in den Bundestag nicht mal knapp verpasst.

*****

Anfang des Jahres haben wir, mein Mann, unsere Kinder und ich, uns auf das Abenteuer „Bundestagskandidatur“ eingelassen. Dieses Abenteuer ist jetzt vorbei und mein erster Gedanke ist ganz klar: NIE WIEDER! Diesen Stress tu ich mir nicht noch einmal an. Ich kann von Glück reden, dass ich nicht auch noch arbeiten musste, sonst wäre hier bestimmt viel aus dem Ruder gelaufen. So konnte ich glücklicherweise sehr viel auffangen.

ABER: Ich weiß nicht, wie es in 4 oder 8 Jahren aussieht. Dann sind die Kinder älter und verständiger. Wir haben in diesem Wahlkampf sehr viele Erfahrungen sammeln können, die in der Zukunft berücksichtigt werden können. Falls wir uns noch einmal auf solch ein Abenteuer einlassen, werden wir es bestimmt besser planen können. Denn dieses Mal konnten wir nichts planen und/oder vorbereiten, weil wir schlicht und ergreifend gar nicht wussten, was auf uns als Familie zukommt. Jetzt wissen wir es und sind gewappnet.

MEIN FAZIT: Eine anstrengende, stressige Zeit liegt hinter uns, die uns sehr viel abverlangt hat. Und doch möchte ich diese Erfahrung nicht missen. Ich habe in dieser Zeit viele nette Menschen kennengelernt, insbesondere auf unserer Gartenparty Ende Juli, als wir den Startschuss für den Wahlkampf gegeben haben. Ich persönlich habe die Piraten als ehrliche, bodenständige und offene Menschen kennengelernt, die sich nicht mit Gegebenheiten abfinden wollen, sondern etwas bewegen möchten. Die Piraten, die ich kennenlernen durfte, sind vielschichtig, interessant, neugierig und, vor allem, sie haben Visionen, für die sie kämpfen. Und solange das so bleibt, bin auch ich eine Piratenbraut – wenn auch ohne Parteibuch und ohne offizielle Funktion. Ich bin eine von denen, die es hinter den Kulissen möglich machen, dass „die anderen“ im Vordergrund aktiv werden können.

 

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Die Idee vom BGE

Als ich vor ca. 2 Jahren das erste Mal von dem Konzept hörte, ist mir diese Idee alles andere als gut und logisch vorgekommen. Ein bedingungsloses Grundeinkommen (BGE) für alle? Absurd.

Ich bin seit vielen Jahren berufstätig – ich arbeite, damit meine Familie und ich essen können, damit wir ein Dach über dem Kopf haben, Kleidung, Möbel und Haushaltsgegenstände kaufen können. Ich arbeite, damit wir uns Auto, Versicherungen, Fernsehen, Internet, den Kinobesuch und auch mal Essengehen leisten können.

Die Idee des BGE soll jedem Menschen so viel Geld garantieren, dass er einige dieser Dinge haben kann – OHNE dafür zu arbeiten. Sicherlich nicht so viel, dass er im Überfluss leben kann, aber so viel, dass die Befriedigung seiner Grundbedürfnisse sichergestellt ist und er auch am gesellschaftlichen Leben teilhaben kann.

Das ist ungerecht, dachte ich. Die arbeiten doch nicht. Die liegen doch auf der faulen Haut. Ich soll sie mitfinanzieren? Soweit kommt das noch!

Doch dann fing ich an über den Begriff der Gerechtigkeit nachzudenken. Ist es denn nicht so, dass es gerecht ist, wenn jemand, der viel gibt, auch viel bekommt? Wenn jemand, der nicht so viel gibt, auch nicht so viel bekommt? Und wenn jemand, der nichts gibt, auch nichts bekommt? Wäre das nicht gerecht?

Mir wurde klar, dass es gerecht wäre, aber nicht fair! Menschen, so zeigt uns auch die Geschichte, vollbringen große Taten. Nicht Erfindungen, Kulturgüter oder andere Errungenschaften meine ich. Nein, die wahrhaftig großen Taten sind die, die wir selten sehen. Die Pflege zu Hause, das Engagement in den Vereinen, die vielen ehrenamtlichen Dinge, die Menschen machen, weil sie das Gefühl haben wollen etwas zurückzugeben.

Solch ein Verhalten passt nicht in unsere Gesellschaft. Zumindest nicht aus diesem Motiv heraus. Und doch loben die Politik und die Wirtschaft dieses ehrenamtliche Engagement. Jedoch nicht wegen der wahren Motive. Menschlichkeit, Solidarität und Hilfsbereitschaft haben im kapitalistischen Wirtschaftssystem keine Bedeutung, denn sie lassen sich nicht in Zahlen messen.

Die ehrenamtliche Arbeit leistet Dinge, für die sonst auch Gelder zur Verfügung gestellt werden müssten. Geld, das auch den Gewinn eines Unternehmens verringern würde. Alibi-Politik wird immer dann gemacht, wenn doch mal in großer medialer Geste gespendet wird – für etwas, dass man oft selbst mit verschuldet hat. Ein Unternehmen zum Beispiel, das Hungerlöhne zahlt, aber dann in großer Geste für die Tafel spendet.

Nicht genug Arbeit für alle!

Wenn also Menschen Dinge tun, für die sie nicht bezahlt werden, so steckt in Ihnen ein Kern, der nicht rein egoistisch geprägt ist, sondern der sie überhaupt erst zu Menschen macht.

Auf dem Bundesparteitag 2012 in Bochum haben die Piraten eine wichtige Erkenntnis ins Programm geschrieben: Es ist nicht genug Arbeit für alle da! Das stimmt – zumindest wenn man das etwas genauer definiert: Es ist nicht genug menschenwürdige und angemessen bezahlte Arbeit für alle da.

Arbeit gibt es freilich viel mehr. Auch die ehrenamtliche Arbeit ist Arbeit. Auch das Schaffen von neuen Musikstücken, das Malen eines Bildes oder das Schreiben eines Gedichtes ist Arbeit. Arbeit, die unserer Gesellschaft etwas zurückgibt. Arbeit, die nicht dafür gedacht ist, dass ein Unternehmen mehr Geld verdient, sondern dass die Menschheit sich weiterentwickelt. Diese Arbeit versucht der Markt natürlich einzufangen – Wege zu finden, auch mit dieser Arbeit Geld zu verdienen. Daraus entstanden Dinge wie das Urheberrecht, das Leistungsschutzrecht, das Patentrecht, die GEMA und andere Geißeln der Moderne.

Wenn also die Piraten die Erwerbsarbeit vom Menschen trennen, reagieren sie sehr viel tiefgreifender auf die Marktradikalisierung unserer Gesellschaft. Sie setzen mit dem Aufgreifen der Forderung nach einem BGE einen direkten Gegenpunkt, denn sie zeigen ein neues Gesellschaftsmodell auf.

Soziale Marktwirtschaft

Die Gründungsväter des Grundgesetzes hatten eine soziale Marktwirtschaft als Staatsform angedacht. Auch wenn sie so nicht festgelegt wurde, deuten Art. 20 GG und Art.28 GG in diese Richtung. Ihnen war vermutlich bereits damals klar, dass der marktradikale Kapitalismus, die freie Marktwirtschaft, die sozial kompetenteren Menschen zu Verlierern stempeln würde. Wenn wir uns die politischen Veränderungen – in Form von Gesetzen – der letzten 20 Jahre genauer ansehen, so erkennen wir, dass diese Gesetze eigentlich alle nur ein Ziel hatten: Den Begriff „sozial“ aus unserer Marktwirtschaft zu unterwandern und durch eine neue Definition von „gerecht“ zu ersetzen.

Wenn also die Piraten eine Enquete-Kommission fordern, so sind sie die Einzigen, die die fatalen Entwicklungen richtig erkannt haben. Und sie sind die Einzigen, die bereit sind, entsprechende Schritte zur Korrektur einzuleiten.

Folgen des BGE

Die Konsequenzen eines BGE sind ganz schwer abschätzbar. Was wäre denn, wenn jeder Mensch einen Betrag – sagen wir 1200,-€ – monatlich vom Staat bekäme? Ohne weitere Bedingungen?

Würden die Menschen aufhören zu arbeiten? Oder würden Sie sich Arbeit suchen, bei der sie nicht das Gefühl haben, ausgenutzt zu werden? Würden Sie vielleicht zu Hause bleiben und einfach vor dem Verblödungsfernsehen verfetten? Oder würden sie eher Ihre Kinder mit mehr Aufmerksamkeit erziehen?

Wären Dinge wie die Rentenversicherung, Kindergeld, Hartz IV und Beihilfen überhaupt noch nötig? Was wäre mit Menschen, die besondere Förderung brauchen? Wie viele Arbeitsplätze würden tatsächlich wegfallen? Und wie viele Arbeitsplätze würden neu entstehen? Welche neuen Geschäftsmodelle und Formen von Teilnahme und Teilhabe könnten sich entwickeln?

Dass eine Idee wie das BGE kein kurzfristiges Ziel für unsere Gesellschaft darstellt ist offensichtlich, denn die Abwägung vieler Fragen ist offen. Sie kann auch nicht durch eine Partei oder durch ein Parlament für alle Menschen passieren. Der Gedanke zum BGE muss in den Köpfen der Menschen reifen.

Da in unserer Gesellschaft gegenwärtig die Probleme immer deutlicher werden, fordern die Piraten den Mindestlohn als Übergangstechnologie zum BGE. Schon der Mindestlohn kann helfen, die Abhängigkeit der „Human Resources“ vom Arbeitgeber zu reduzieren und ein menschenwürdiges Leben zu unterstützen.

So habe ich mich Stück für Stück von dem Gedanken des BGE überzeugen lassen. Für einen rationalen Menschen wie mich stellen sich natürlich auch kritische Fragen, beispielsweise zur Finanzierbarkeit. Die möglichen positiven Veränderungen für alle Menschen wären so bedeutsam, dass es aus meiner Sicht Pflicht sein sollte, die vielen Modelle zum BGE umfassend zu prüfen. Genau das fordern die Piraten in ihrem Grundsatzprogramm – eine Enquete-Kommission zur Analyse der Realisierbarkeit des BGE. Ich glaube, das ist der richtige Weg!

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Alleine gelassen: Schmalensee gibt nicht auf!

Gestern war ich zu Gast im Norden Segebergs. Die Wählergemeinschaft Schmalensee hatte die Direktkandidaten im Wahlkreis 08 eingeladen. In Schmalensee sollen Windräder gebaut werden – und die Bürger (zumindest ein Teil) sind darüber nicht glücklich. Also haben sie Wahlprüfsteine an die Kandidaten geschickt und zu einer Podiumsdiskussion eingeladen.

Aber eigentlich ist das Problem ein anderes. Sie fühlen sich alleine gelassen, Ihr Protest verhallt ungehört. Es sieht so aus, dass die ausgewiesene Fläche rechtlich korrekt definiert wurde und das die gegenwärtigen Planungen sich ebenfalls im rechtlichen Rahmen bewegen. Es ist eine kleine Gemeinde. Sie haben einiges versucht. Sie sind zu Experten geworden. Sie haben Unterschriften gesammelt und Minister Habeck übergeben. Sie haben Möglichkeiten der Bürgerbeteiligung ausprobiert.Ihre Unterschriften sind dann auf dem Postweg irgendwo innerhalb der Ministerien verloren gegangen.

Jetzt haben sie uns eingeladen. Sie wollen Ihren Ärger loswerden. Sie haben Recht. Gar keine Frage. Windenergie ist sinnvoll, aber wenn die Netzkapazitäten nicht ausreichen, um allen produzierten Strom dauerhaft einzuspeisen, dann haben wir mehr Räder und Wind als wir Strom brauchen. Warum also weitere Windräder? Es geht um Fördergelder, es geht um’s EEG. Mit einer sinnvollen Förderung hat so etwas nichts zu tun. Zumal wir alle die Windradbetreiber dafür bezahlen, wenn sie keinen Strom produzieren können, weil das Netz zu “voll” ist.

Also zum Nachdenken:

Jemand baut ein Windrad und bekommt dafür staatliche Fördergelder. Er braucht sich nicht darum zu kümmern, ob sein produzierter Strom überhaupt gebraucht wird. Der Strom wir auf jeden Fall abgenommen. Und wenn nicht, dann bekommt er den Strompreis trotzdem. Kein Risiko, aber immer Gewinn. Suchen Sie noch eine Geldanlage? (PS: Das ist keine Anlageempfehlung, natürlich ist das Ganze etwas komplexer.)

Das wäre, als würde ein Automobilhersteller tausende Autos produzieren. Und wir alle versprechen Ihm, alle seine Autos zu kaufen. Egal ob wir sie brauchen. Solche Logik kann nur jemand produzieren, der mit neoliberalem Gedankengut gewaschen wurde und der mit dem Begriff “Klientelpolitik” nichts verbinden kann, denn seine Geisteshaltung sieht Selbstkritik nicht vor.

Ich bin kein Energieexperte und dieses war meine allererste Podiumsdiskussion. Aber ich muss sagen, dass ein Piraten-freundliches Publikum sehr hilfreich sein kann. Denn genau wie die Bürger in Schmalensee, sind wir Piraten normale Menschen und keine Berufspolitiker. Wir sind die Partei, die wirklich innovative neue Möglichkeiten der Bürgerbeteiligung SCHAFFT und nicht einfach nur davon redet. Wir reden nicht lautstark davon, dass man Dinge dem Bürger verständlich machen müsste – wir machen das mal (zum Beispiel mit unserem Wahlprogramm in leichter Sprache).

Vielleicht kann unser neues Portal www.openantrag.de den Bürgern in Schmalensee helfen. Ein Tipp: Schleswig-Holstein wollte 1,5% der Fläche zur Nutzung ausweisen, hat aber bereits 1,7% ausgewiesen. Vielleicht kann man einen Antrag stellen, 0,2% der Fläche wieder der ursprünglichen Nutzung zurück zu geben? Und dann gibt es da noch einen Artenschutzvorbehalt…

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Konsumlust – wenn Strom zum Luxusgut wird

Auf DieRenteIstKicher-300x200dem Weg zur Arbeit höre ich manchmal NDR-Info. Der Radiosender überrascht mich oft mit Politiker- und Verwaltungsstatements, die in den Nebensätzen noch viel verrückter klingen, als sich das ein Volker Pispers vorstellen könnte.

So schaffte es heute Morgen eine Anfrage der Linken zur Arbeitssituation in Deutschland in die Nachrichten. 2.6 Millionen Deutsche päppeln Ihr Gehalt durch einen Zweitjob auf. Die offensichtliche Ursache: Das Gehalt aus der Vollbeschäftigung reicht nicht zur Deckung der Lebenshaltungskosten.

Spannend wurde diese Nachricht dann circa eine Stunde später, als die Bundesanstalt für Arbeit hierzu Stellung nahm. Es sei nicht geklärt, warum diese Menschen einen Zweitjob hätten, vermutlich sei Ihre erhöhte Konsumlust schuld.

Nun war ich gerade auf der Autobahn unterwegs und zum Glück ein Parkplatz 200m voraus. Ich schaffte es noch, mein – mal wieder zickiges – Auto dorthin zu lenken und sicher zu parken. Danach musste ich mir die Tränen aus den Augen reiben. Woher diese kamen? Vom Lachen über solchen neo-liberalen Schwachsinn. Vom Mitleid für die verblendeten Texter der BfA und von der Traurigkeit, dass Menschen so einfach in ein auf Leistung und Konsum beschränktes Werte- und Weltbild reduziert werden.

Als Alleinverdiener mit Frau und 2 Kindern, der täglich 80km (eine Stecke) zur Arbeit fährt, weiß ich, wie eng das mit dem Geld ist. Wir wohnen noch dazu auf dem (erweiterten) Land, so dass wir auf 2 Autos zwingend angewiesen sind. Was am Ende des Monats übrig bleibt, ist nicht viel. Reparaturen oder andere ungeplante Ausgaben bereiten uns schon manchmal Sorgen.

Wenn also jetzt die BfA von gestiegener Konsumlust redet, verkennt sie VÖLLIG, dass die Grundbedürfnisse des Menschen nicht aus teuren Klamotten, Restaurantbesuchen und Urlaubsreisen in die Malediven bestehen, sondern aus der Notwendigkeit Miete, Gas, Wasser, Strom, Essen und Transport zu finanzieren. Diese Kosten als gesteigerte Konsumlust (natürlich mit der neoliberalen Implikation, jeder sei seines Glückes Schmied) zu titulieren ist eigentlich eine Frechheit.

Das ist ein weiteres Beispiel für die Notwendigkeit eines bedingungslosen Grundeinkommens. Die Piraten fordern es! Deshalb am 22. September – Piraten wählen!

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Überwachung: Immer noch Zweifel?

Die neuesten Veröffentlichungen des Wistleblowers Edward Snowden werden auch den letzten Zweifler überzeugen. Die klare Nennung von Namen ist der oft eingeforderte letzte Beweis.

Es geht nur marginal um Terrorabwehr, sondern ganz einfach um wirtschaftliche Interessen. Hierbei ist das Zusammenspiel von Lobbyisten und Politikern deutlich zu erkennen. Es wird Zeit, dass der Bundesstaatsanwalt sich den §18 GG genauer ansieht und den indirekten und kontinuierlichen Angriff auf die freiheitlich demokratische Grundordnung erkennt und handelt.

Die praktizierte totale Überwachung ist eine nachhaltige Bedrohung unserer Demokratie. Es gibt kein Supergrundrecht auf Sicherheit, wie Innenminister Friedrich sich äußert. Aber es gibt das Grundgesetz, indem unsere Bürgerrechte verankert sind. Wir können das Problem nicht durch Verschlüsselung lösen, aber es ist ein Akt der Notwehr für jeden Menschen, um für die Wahrung der Privatsphäre einzutreten.

Nicht nur die Staaten sind in Ihrem Anliegen, die Bevölkerung zu kontrollieren, maßlos geworden, sondern es zeigt sich deutlich, dass hier ein Zusammenspiel von Politik und Wirtschaft statt findet, dass jegliche Orientierung in einem demoraktischen Wertesystem verloren hat.

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